Mittwoch, 11. April 2007

Sankt Mauritius, der Kirchenpatron von Appenzell

St. Mauritius und seine Gefährten - Märtyrer der Thebaischen Legion

Weitaus der berühmteste Heilige unseres Schweizerlandes aus ältester Zeit ist heute noch St. Mauritz, der oberste Anführer jener sogenannten Thebaischen Legion, das heißt also einer römischen Truppe aus der sogenannten Landschaft Thebais in Aegypten, welche unter den Kaisern Maximinian und Diokletian sehr wahrscheinlich anno 285 auf einem Feld bei Vérolliez vor St-Maurice, dem damaligen Agaunum, um ihres christlichen Glaubens willen zuerst zweimal dezimiert und schließlich vollständig niedergemacht worden ist. Unter den Berichten über dieses Ereignis und seine näheren Umstände hat eigentlich nur ein einziger historischen Wert - dafür aber umso größeren: nämlich die "Historia passionis sancti Mauritii et Sociorum - oder auf Deutsch die Geschichte vom Blutzeugnis des heiligen Mauritz und seiner Kameranden", welche um das Jahr 450 der heilige Bischof Eucharius von Lyon nach den Angaben verfaßte, die der heilige Bischof Joder oder Theodul von Octodurum-Martinach seinem Amtsbruder St. Isaak in Genf mitgeteilt hatte. St. Eucherius widmete dann seine Darstellung dem Nachfolger St. Joders, dem Bischof Silvius; ein zuverlässiger Text derselben wurde durch Pater Chifflet in den Archiven des Klosters St-Claude aufgefunden.
In kurzen Zügen berichtet Eucherius folgendes:
Bekanntlich führten die beiden römischen Kaiser Diokletian und Maximinian gegen die Christen schwere Verfolgungsmaßnahmen durch. Nun dienten in der Armee Maximinians auch die Soldaten einer Legion, welche man ihrer Herkunft aus dem Osten wegen die Thebaer nannte. (Eine solche Legion umfaßte damals 6600 Mann!) Diese Truppe sollte in einem blutigen Unternehmen gegen die Christen eingesetzt werden. Da jedoch die Thebaer selber Christen waren und zwar dem Kaiser gaben, was des Kaisers, aber auch Gott, was Gottes war, weigerten sie sich, dem Befehle nachzukommen. Das wurde Maximinian gemeldet, der sich in Octodurum-Martinach aufhielt, während die Thebaische Legion bei Agaunum im Rhonetal, dem jetzigen St-Maurice, etwa 60 Meilen von Genf entfernt, lagerte. In maßlosem Zorne befahl nun Maximinian, sofort je den zehnten Mann der Legion niederzumachen, um damit die übrigen abzuschrecken. Diese jedoch beharrten auf ihrer Weigerung. Zum zweiten Mal wurde dezimiert, und als auch das nichts nützte, gab der tollwütende Maximinian Befehl, die ganze Truppe niederzumetzeln. An ihrer Spitze erlitten St. Mauritz und seine Kameraden St. Exuperius und St. Kandid (Candidus) den Martertod. Ebenso erduldete denselben der heilige Viktor, welcher zwar nicht der meuternden Legion angehörte, aber sich auch als Christ bekannte, als er nachträglich nach Agaunum kam und von den Henkern zu einem Opfermahle eingeladen wurde. Die Namen aller übrigen Blutzeugen der Thebaischen Legion sind uns nicht überliefert; doch stehen sie im Buche des ewigen Lebens eingetragen!... - so St. Eucharius' Bericht.
Die Leichname der Martyrer ließ man auf dem Richtfeld von Vérolliez liegen; erst St. Joder entschloß sich dann in der Folge, die umherliegenden Gebeine sorglich zu sammeln und in einer besonderen Martyrerkapelle niederzulegen, welche er am Fuß der Felsen von Agaunum errichtete. Von da weg setzte die fromme Wallfahrt zu den Reliquien der Thebaischen Legion ein; bei der Kapelle entstand ein kleines Klösterchen, mehr wie es der Zufall als wie ein vorbedachter Plan es gab, und dessen Namen St-Maurice ging schließlich auf die ganze Ortschaft über, während die alte Bezeichnung Agaunum verschwand.
Da die Hinrichtung der Legion an einem 22. September erfolgt war, wird auch deren Fest jeweils an diesem Tage feierlich begangen.
Im übrigen hat sich die Verehrung des heiligen Mauritz und seiner Gefährten weithin über das ganze Abendland verbreitet, und das Kloster St-Maurice mit ihrem Grab war besonders im frühen Mittelalter, aber auch später und selbst heute noch ein berühmter Wallfahrtsort.

Aus: Schweizer Heiligenlegende, Walther ab Hohlenstein, Eich bei Sempach, an Weihnachten 1939, Verlag Otto Walter A.G., Olten


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